Obsession

Interessantes Thema - toll und witzig umgesetzt

In Obsession übernehmen die Spieler die Rolle von (fiktiven) verarmten Adelsfamilien im späten, 18. Jahrhundert, deren Bestreben es ist, wieder zu Geld und Ansehen zu kommen. Der Ausgangspunkt ist dabei für alle Familien (die sich durch kleine Startboni unterscheiden) gleich schlecht. Außer dem heruntergekommenen Anwesen mit lediglich ein paar nutzbaren Räumen, in denen sich aktuell nur die engsten Familienmitglieder aufhalten sind lediglich eine Hand voll treuer Angestellter und noch weniger Startkapital uns geblieben.

Nun gilt es, zu weiterem Geld zu kommen, um das Anwesen weiter ausbauen zu können. Denn mit den neuen Räumen können wir neue Gäste in unser Haus locken, die uns dann Geld und/oder Ansehen bringen können. Aber diese Planung muss wohl überlegt werden. Denn viele der neuen Räume können erst bei einem entsprechenden Ansehen genutzt werden. Ebenso ist es mit den neuen Gästen. Denn diese erwarten häufig erst ein höheres Ansehen unserer Adelsfamilie, um überhaupt gewillt zu sein, unser Anwesen zu besuchen. Und dann ist da noch das Dilemma mit den Angestellten. Je höher das Ansehen der Gäste ist, desto mehr nehmen sie auch ganz selbstverständlich die Dienste unserer Angestellten in Beschlag, was zwangsläufig dazu führt, dass weitere Angestellte eingestellt werden müssen.

Letztendlich spielen sich die Entscheidungen der Spieler daher auf mehreren Ebenen ab. Zum einen muss ich für meine Räume spezielle Angestellte einsetzen, um sie nutzen zu können. Danach sind die Angestellten erschöpft und stehen mir in der Folgerunde noch nicht wieder zur Verfügung. Dann muss ich die aktivierten Räume mit den adeligen Besuchern in Form von Handkarten managen. Hierbei muss ich ebenfalls einiges berücksichtigen, denn in einigen Räumen werden nur männliche oder weibliche Gäste aktiv - oder ich brauche entsprechende Paare. Und dann kann es sein, dass einige der Adeligen-Karten auch noch Bedienstete beanspruchen, die ich ebenfalls noch verfügbar haben muss.

Schaffe ich es, diese Anforderungen gut miteinander zu verbinden, steigt schnell das Ansehen meiner Familie, was mir ein Weiterkommen im Spiel sehr erleichtert. Dabei muss ebenfalls im Auge behalten werden, welche meiner Handkarten ich mir für die nächste Runde aufhebe. Denn erst, wenn ich in einer Runde komplett auf meinen Zug verzichte, darf ich Pause machen und die Handkarten wieder auf die Hand nehmen. Dieser Zeitpunkt muss daher taktisch gut gewählt werden.

Obsession ist ein wirklich super ausgearbeitetes und gestaltetes Spiel, bei dem man die ganze Liebe & Begeisterung des Autors sofort bemerkt. Alleine die Zahlreichen Verwandtschaftsverhältnisse der Adeligen sind super. Hinzu kommen tolle Texte auf den Karten, die auch immer wieder ein Lächeln auf die Gesichter der Spieler zaubern. So gibt es z.B. reiche Verwandte, die uns aus dem Ausland besuchen und eine Menge Geld mitbringen, aber einen so lasterhaften Lebensstil führen, dass sie uns wieder Ansehen kosten.

Obsession ist trotz der umfangreichen Spielregeln eigentlich recht logisch und einfach zu spielen - auch wenn es immer unzählige Handlungsmöglichkeiten gibt. Die Handhabung des Marktes, über den neue Räume gekauft werden können ist super geregelt, da Räume im Laufe des Spieles immer günstiger werden. Auch die Zwischenwertungen und die damit verbundenen Belohnungen sind gut abgewogen und stimmig.

Um eine Partie Obsession zu spielen, sollte man etwas Zeit einplanen. Aber das lohnt sich auf jeden Fall und kaum ist die erste Runde geschafft, möchte man gleich einen neuen Versuch mit einer anderen Adelsfamilie starten.