Grand Austria Hotel

Zugängliches und elegantes, aber sehr herausforderndes Strategiespiel

Grand Austria Hotel ist eines meiner Lieblingsspiele. Es ist elegant und einfach zu verstehen, aber sehr schwer zu meistern. Man kann sich richtig in ausweglose Situationen manövrieren, insbesondere wenn man kein Geld mehr hat, manchen wird das vielleicht zu tight sein. Thematisch managed man ein Hotel bzw. Kaffeehaus, in dem man Kunden mit Speisen und Getränken bedienen muss, damit sie ein Hotelzimmer buchen und diverse Boni geben. Gerade durch die Boni kann man richtig Kettenzüge kreieren. Das ist auch nötig, denn eigentlich hat man nur 14 Züge pro Partie.
Gesteuert wird dabei alles über normale Würfel, die vor jeder der 7 Runden geworfen werden und dann allen Spielern zur Verfügung stehen. Je nach Anzahl der Würfel einer Augenzahl ermittelt sich die Art und Stärke einer Aktion. Bei den 1er-Würfeln kann man bspw. die Ressourcen Strudel und Torte nehmen. Liegen dann vier 1er aus, wenn man sich für diese Aktion entscheidet und einen dieser Würfel wegnimmt, kann man vier Ressourcen nehmen, um die Gäste damit zu bedienen. Außerdem kann man so noch Wein/Kaffee erhalten, Zimmer herrichten, Geld oder Kaiserpunkte erhalten oder Personal einstellen.
Gerade das Personal sorgt auch immer wieder für Abwechslung. So kann man hier mit den richtigen Kombinationen sehr starke Synergien erreichen. Das Personal unterscheidet sich auch deutlich, so gibt es Karten, die dauerhafte Boni gewähren, immer wenn eine gewisse Aktion durchgeführt wird. Andere sorgen für einen einmaligen Bonus, einen Vorteil, den es in jeder Runde einmal gibt, oder Zusatzpunkte bei der Endwertung.
Teilweise werden die Würfel kritisch als zu zufällig angesehen und moniert, dass man bei ungünstigen Ergebnissen nicht vorwärtskommt. Diese Probleme sehe ich nicht. Zum einen wird immer abhängig von der Spielerzahl die gleiche Anzahl gewürfelt. D.h. auch wenn von den Ressourcen (1 & 2) wenig zur Verfügung steht, dann hat man andere Möglichkeiten. Die 6 ist als Joker für alles andere einsetzbar und das Personal mit der 5 kann auch entsprechende Vorteile bringen. Die Kunst ist es in einer Mischung aus langfristiger Strategie und kurzfristiger Taktik abhängig von den zur Verfügung stehenden Würfeln und Karten das Beste zu erreichen. Ein guter und erfahrener Spieler wird das besser hinkriegen. Vielleicht sind dann die Punkte niedriger als in einer anderen Partie, aber die Voraussetzungen sind ja für alle gleich gut oder schlecht.
Ebenfalls kritisiert wurde die Zugreihenfolge, speziell mit 4 Spielern. Die Reihenfolge ist hier innerhalb der Runden 1-2-3-4-4-3-2-1, so dass der Startspieler sechs Züge der Mitspieler abwarten muss, bis er seinen zweiten Zug dieser Runde durchführen kann. Mich persönlich stört so etwas weniger, da die Züge normalerweise relativ schnell gehen, und man eigentlich immer etwas zum Grübeln hat oder durch die veränderten Würfel und ausliegenden Karten an seinem nächsten Zug zu überdenken. Die Erweiterung Alles Walzer führt zudem ein Modul ein, um dieses Problem zu beheben.
In der Erweiterung gibt es zudem einen offiziellen Solomodus, dessen leicht abweichendes Original aber auch bei BGG downloadbar ist. Dort findet sich auch eine kooperative Variante, die mir auch sehr viel Spaß macht und ebenfalls solo funktioniert. Alles in allem eine große Empfehlung von mir, ein sehr zugängliches und abwechslungsreiches Spiel, regeltechnisch auf Kennerniveau, aber sehr fordernd.